Was sich hinter dem Siegel verbirgt
Insgeheim stellt das Bio-Siegel ein Prüfsiegel dar, welches ausschließlich Produkte aus einer ökologischen Herstellung zieren darf. Das staatliche Bio-Siegel besitzt eine sechseckige Form, einen weißen Grund, welcher zum Rand hin mit einem grünen Balken versehen ist. Im Innenfeld prangt das Wort „Bio“, in kleiner Schrift wird darunter „nach EG-Öko-Verordnung“ (wie oben angezeigt) angegeben. Jedes Produkt, welches dieses Siegel aufweist, stammt also aus einem Betrieb, der von staatlicher Seite aus zum Bio-Betrieb deklariert wurde. Entworfen wurde das spezielle System 2001, da es für Verbraucher kaum möglich war, echte Bio-Lebensmittel zu erkennen. Allerdings darf und kann nicht jeder Betrieb oder jedes landwirtschaftliche Unternehmen die Zuweisung des Siegels verlangen. Zuerst müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden, die während des Jahres laufend geprüft werden.
Zusätzlich zu den EU-Richtlinien gibt es eigene Vorschriften der größten Bio-Ketten Deutschlands. Zu diesen zählen die Erzeugerverbände Demeter, Bioland und Naturland, die insbesondere die Vorschriften zur Nutztierhaltung wesentlich strenger auslegen, als es die EU-Richtlinie vorgibt. Ein landwirtschaftlicher Bio-Betrieb, der seine Waren über einen der drei Erzeugerverbände vertreiben möchte, muss automatisch deren Anforderungen erfüllen.
Die Bedingungen der Bio-Produktion
Die Richtlinien stammen aus einer europäischen Verordnung, die heute als Grundlage zur Bestimmung von ökologischen Betrieben gilt. Jedes Unternehmen verpflichtet sich, die Anforderungen genauestens zu erfüllen. Herstellungsbetriebe, beispielsweise Bäckereien oder weitere Lebensmittelhersteller dürfen beispielsweise nur Zutaten nutzen, die zu 95 Prozent aus dem ökologischen Landbau stammen. Werden diese Zahlen nicht eingehalten, drohen Strafen, die wahlweise aus Geldbußen oder auch Freiheitsstrafen bestehen.
Die ökologische Landwirtschaft hingegen muss wesentlich mehr Vorschriften beachten, als reine Herstellungsbetriebe.
- Gewährleistung des geschlossenen Nährstoffkreislaufs: Futtermittel und Nährstoffe sollen nach Möglichkeit vom eigenen Grund und Boden stammen, Zukäufe sind nur unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt.
- Der Boden muss nach bestem Wissen geschützt werden.
- Artgerechte Tierhaltung
- Keine Gentechnik und kein Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die eine chemisch-synthetische Zusammensetzung aufweisen. Um den Einsatz der Schutzmittel zu umgehen, sollen Bio-Bauern auf resistente und unanfällige Pflanzenarten setzen.
- Landwirtschaft ohne leicht lösliche Düngemittel auf mineralischer Basis.
- Felder müssen abwechslungsreich bestellt werden, damit die Nährstoffe des Bodens ausgewogen verbraucht werden und keine brachen Feldstücke entstehen.
- Bei Tierhaltung liegen weitere Vorgaben vor. So dürfen keinerlei Wachstumshormone verabreicht werden. Zusätzlich begrenzt der ökologische Landbau die Viehzahl pro Hof. Die zulässige Zahl errechnet sich aus der Grundstücksgröße und der landwirtschaftlich genutzten Flächen. Da Tierfutter maßgeblich vom eigenen Hof stammen muss, ist die Anzahl an Tieren ohnehin begrenzt.
- Antibiotika dürfen ausschließlich in besonderen Fällen verabreicht werden, wobei die Gabe in das Bestandsbuch einzutragen ist.
Kommen Bio-Lebensmittel aus der Region?
Viele Verbraucher glauben, dass Bio-Lebensmittel grundsätzlich aus der unmittelbaren Region stammen. Diese Ansicht ist jedoch falsch, denn die einzelnen Produkte können mitunter sogar aus Südamerika oder Amerika stammen. Maßgeblich für die Deklaration als Bio-Lebensmittel sind die Zutaten beziehungsweise der landwirtschaftliche Betrieb, von dessen Feldern die Lebensmittel stammen. Baut ein Bauer in Südamerika Früchte unter Berücksichtigung der Bio-Vorschriften an, können diese durchaus als Bio vertrieben werden.
Dennoch gibt es Bio-Lebensmittel, die tatsächlich aus der Region stammen. Hierfür wurde das staatliche Siegel um einen Länderzusatz erweitert. Unterhalb oder rechts neben dem gängigen Siegel steht in diesen Fällen der regionale Zusatz.
Ist die Tierhaltung immer artgerecht?
Eine Vielzahl der Verbraucher kauft hauptsächlich Bio-Lebensmittel, weil sie Nutztiere schützen möchten. Der Grundgedanke ist durchaus verständlich, doch wer glaubt, dass die Bio-Milch oder Wurst mit dem Bio-Siegel von glücklichen Kühen und Rindern stammt, die das ganze Jahr auf weiten Wiesen leben, irrt sich. Zwar bieten die strengeren Anforderungen an die Tierhaltung eine Verbesserung dar, Bio-Landwirte möchten dennoch Gewinn aus ihrem Geschäft erzielen. Würden die Tiere absolut artgerecht gehalten werden, würde der Platzbedarf gar nicht ausreichen, um auch nur einen Bruchteil der deutschen Bevölkerung zu ernähren.
Es zeichnet sich jedoch ein gewaltiger Unterschied zwischen den einzelnen Betrieben ab. Die den großen Erzeugerverbänden Bioland, Demeter und Naturland angehörigen landwirtschaftlichen Betriebe müssen beispielsweise Masthähnchen und Legehennen in Wintergärten mit einem festen Dach halten, ohne den Zugang nach draußen zu verhindern. Auch die Tierzahl ist stark begrenzt. Während ein gewöhnlicher Bio-Betrieb nach der EU-Verordnung pro Hektar landwirtschaftlicher Fläche 580 Masthühner halten darf, beschränken die Erzeugerverbände die Haltung auf höchstens 280 Tiere.
Worauf kann ich selbst achten?
Nachdem der Transport von Obst aus Übersee auch unter dem Bio-Siegel für Aufsehen sorgt, sollten Verbraucher nach Möglichkeit auf Produkte setzen, die zu der jeweiligen Jahreszeit aus dem eigenen Land erhältlich sind. Wer generell die regionalen Betriebe stärken will, kann vermehrt direkt beim Erzeuger einkaufen. Viele Bauern bieten mittlerweile einen Hofladen an oder stellen ihre Waren in Geschäften der Erzeugerverbände direkt aus. Dasselbe gilt für Fleischwaren; auch diese werden in regionalen Bio-Geschäften vertrieben. Weist ein Metzger Bio-Lebensmittel aus, so muss er auf Nachfrage erklären, woher das Fleisch tatsächlich stammt.