Bevor über das Abgewöhnen gesprochen wird, Grundsätzliches zum Daumenlutschen. Das Daumenlutschen ist für das Baby eine natürliche Reaktion. Schon im Mutterleib beginnt das Baby am Daumen zu lutschen. Damit wird der Saugreflex aktiviert, der nach der Geburt für das Baby lebenswichtig ist, um bereits beim ersten Anlegen an der Mutterbrust zu saugen.
Das Daumenlutschen zeigt beim Babyjedoch nicht nur ein Nahrungsbedürfnis an. Es dient auch der Beruhigung und verschafft dem Baby Zufriedenheit. Bis zu einem Alter von etwa drei bis vier Jahren ist das Lutschen am Daumen bei Kindern normal und bedarf keiner sonderlichen Entwöhnung.
Daumen statt Schnuller – schlecht für die Zähne?
Eltern können ihrem Baby als Alternative zum Daumen einen kieferformenden Schnuller anbieten. Allerdings lehnen manche Babys diesen Ersatz konsequent ab. Sie spucken den Schnuller verächtlich aus und ziehen den Daumen einem künstlichen Ersatz vor. Lassen Sie Ihr Baby dann ruhig am Daumen nuckeln. Millionen Babys tun das weltweit ohne Schaden. Bevor das Kleine Zähne bekommt, ist es ohnehin vollkommen unbedenklich und natürlich. Auch beim Kleinkind bis zum dritten bis vierten Lebensjahr müssen Sie sich noch keine Sorgen machen. Meist wird sich das Kind in diesem Alter selbst nach und nach das Daumenlutschen abgewöhnen.
Warum Kleinkinder am Daumen lutschen
Beim Baby ist das Saugen ein angeborenes Bedürfnis. Es wird sowohl beim Daumen wie beim Schnuller über die Stillzeit hinweg beibehalten. In erster Linie beruhigt sich das Kind damit. Vor dem Einschlafen gleitet der Daumen geradezu automatisch in den Mund. Nicht nur im Bett beruhigt sich das Kind mit dem Daumenlutschen, sondern auch, wenn es Angst hat, einer ungewohnten Situation oder Fremden begegnet. Kinder wenden sich dem Daumen zu, wenn sie einem Gespräch Erwachsener oder einer Frage nicht folgen können. Wartezeiten und Unentschlossenheit werden ebenfalls mit dem Daumenlutschen überbrückt.
Geduldsprobe – Daumenlutschen abgewöhnen
Einfach von heute auf morgen lässt sich nicht das Daumenlutschen abgewöhnen. Wie auch beim Schnuller gilt „Die Dauer der Entwöhnung ist von Kind zu Kind unterschiedlich und nie voraussehbar.“ Dabei sollten Sie noch bedenken, dass im Unterschied zum Schnuller der Daumen angewachsen ist. Er lässt sich nicht einfach im Schrank verstecken oder wegwerfen.
Erklären, warum Daumenlutschen nicht mehr gut ist
Machen Sie das Kind ruhig darauf aufmerksam, dass es nun zu groß dafür ist und der Daumen im Mund die Zähne schief machen kann. Sagen Sie ihm, dass das nur für Babys gut ist. Kein Kind möchte ein Baby sein. „Stell dir vor, Mama und Papa würden immer den Daumen im Mund haben“. Machen Sie es vor. Das Kind wird lachen. Kinder lutschen am Daumen meist unbewusst. Machen Sie Ihr Kind aufmerksam, ohne die Stimme zu heben. Anschreien oder gar Strafen müssen tabu sein. Meist reicht schon ein leises „Daumen“, um das Kind zu erinnern, dass der Daumen nicht in den Mund gehört.
Ersatztröster anbieten
Bieten Sie dem Kind zum Einschlafen einen Ersatztröster anstelle des Daumens an. Das kann ein Schmusetuch, kleines Kissen oder Schmusetier sein. Sie können ein Kuscheltier zum „Daumentier“ ernennen. Der „Daumenhase“, die „Daumenmaus“ usw. helfen nun beim Einschlafen. Sie können es gar nicht leiden, wenn der Daumen nicht wieder in den Mund wandert. Das klappt oft sehr gut, weil nun nicht mehr nur die Eltern an den Daumen erinnern, sondern auch noch ein geliebtes Kuscheltier. Lassen Sie das Kind ruhig diesen Ersatztröster mit sich herumtragen, wenn es hilft.
Der Daumen bekommt ein Gesicht
Malen oder stempeln Sie auf den Daumen ein Smiley, das am Morgen noch da sein soll. Auch das ist eine bewährte Methode, auf die viele Eltern schwören. Die Farbe sollte unbedingt wasserlöslich sein. Erfährt das Kind erst einmal, dass das Gesicht trotz Luschen auf dem Daumen haftet, ist die ganze Mühe vergebens. Statt der Bemalung kann der Daumen auch eine Mütze bekommen. Schneiden Sie einen Daumen von einem bunten Handschuh ab und befestigen Sie ihn mit einer weichen Schnur am Handgelenk. Einen Ersatztröster als Einschlafhilfe sollte das Kind immer zusätzlich bekommen.
Veraltete Ratschlägen
Gerade von älteren Verwandten kommen oft Ratschläge aus der gar nicht so guten, alten Zeit. Vergessen Sie Tipps wie Essig oder Senf auf dem Daumen, Fäustlinge im Hochsommer oder zugenähte Ärmel. Solche Methoden sind eher Strafe als Hilfe. Die zugenähten Ärmel können sogar gefährlich sein, wenn das Kind nachts wach wird, und die Treppe herunterkommen möchte. Es kann Geländer und Türklinke nicht richtig fassen, sich schlecht an der Hochbetttreppe festhalten.
Daumenlutschen abgewöhnen durch Beschäftigung
Am Tage hilft intensives Spiel am besten gegen Daumenlutschen. Beziehen Sie die Erzieher im Kindergarten ein. Zuhause kann das Kind durch gemeinsame Spiele, Malen, Basteln und mehr gut abgelenkt werden. Merken Sie, dass eine ungewohnte Situation das Kind beunruhigt, gehen Sie darauf auf und geben ihm etwas in die Hand, damit die Hände beschäftigt sind.
Bleibt hartnäckiges Daumenlutschen bis sieben Jahre und länger bestehen, sollten Sie den Kinderarzt oder einen Kinderpsychologen befragen. Es gilt dann, die Ursachen festzustellen.