Vorurteile existieren in jedem Bereich des Lebens, auch, wenn es um Pferde geht. Einige Klischees sind derart weit verbreitet, dass sie für viele Menschen bereits als „Wahrheit“ gelten. Doch Irrtümer sind und bleiben Irrtümer, egal, wie oft man sie wiederholt und weiterträgt. Hier die 5 häufigsten von ihnen.
Unbändige Kraft: Pferde werden von Hafer wild
Das Sprichwort „Den sticht der Hafer“ stammt tatsächlich aus der Welt der Pferde, weil Pferdehalter oft davon ausgehen, Hafer mache Pferde wild. Hafer hat einen sehr hohen Faseranteil, ist gut für die Verdauung und regt die Tiere an, viel zu kauen. Außerdem enthält das Getreide gut verdauliche Stärke – das ist aber auch schon alles. Hafer macht weder unruhig noch wild, viel eher ist es meist das viele Kraftfutter, das den Tieren zu Kopf steigt, weil sie nicht mehr wissen, wohin mit ihrer Power. Wer Pferde mit Hafer füttert, tut ihnen etwas Gutes. Dazu sollte man bedarfsgerechtes Pferdefutter kaufen, mit einem angepassten Nährstoffmix.
Pferdezähne hören nicht auf zu wachsen
Pferdezähne wirken aus Menschensicht überdimensional groß, darum denken viele, dass das Gebiss dieser Tiere lebenslänglich wächst. Ebenso wie wir bekommen Pferde erst ihre Milchzähne, danach das Erwachsenengebiss, das insgesamt sehr lang angelegt ist. Jedes Jahr werden die Zähne von da an ungefähr 2 bis 3 Millimeter nachgeschoben, um den Abrieb auszugleichen. Einige Quellen besagen, der Prozess endet mit acht Jahren, andere geben fünfzehn Jahre als Enddatum an. Irgendwann dazwischen ist es jedenfalls vorbei mit dem vermeintlichen „Zahnwachstum“.
Pferde dürfen auf keinen Fall trockenes Brot fressen
Pferde haben ein empfindliches Verdauungssystem, da darf nicht alles rein. Einige „Experten“ warnen generell davor, die Tiere mit trockenem Brot zu füttern, doch das ist zu allgemein. Bei Pferden, die an EMS leiden oder leichtfuttrig sind, sollte man tatsächlich vollkommen auf Brotfütterung verzichten. Mit zu viel Brot aus Weizen- oder Roggenmehl kann es auch bei anderen Pferden zu Verdauungsstörungen und auch zu Fehlgärungen bis zur gefürchteten Hufrehe kommen. Die enthaltene Stärke kann nur bis zu einem gewissen Grad im tierischen Dünndarm verdaut werden. Als kleine Belohnung für zwischendurch eignet sich trockenes, nicht angeschimmeltes Brot aber schon.
Pferde sind weniger schmerzempfindlich als Menschen
Pferde sind nicht unempfindlicher als Menschen, obwohl ihre Haut physisch ein wenig dicker ist. Doch es handelt sich nur um einen Unterschied von 0,8 Millimetern, und der trägt nichts zur Schmerzdämpfung bei. Die Epidermis, die die schmerzempfindlichen Nervenzellen enthält, ist hingegen etwas dünner als bei uns Menschen. Die Flanke scheint nach derzeitiger wissenschaftlicher Sicht die empfindlichste Stelle zu sein, und gerade dort trifft die Gerte auf.
Im Winter brauchen Pferde eine Decke
Menschen frieren schneller als Pferde, und weil wir meistens nach unserem eigenen Empfinden gehen, möchten wir die Tiere im Winter gern zudecken. Doch die Vierbeiner verfügen über eine hervorragende Thermoregulation, durch ständiges Zudecken gerät diese aus dem Gleichgewicht. Alte, sehr magere und kranke Tiere sollten jedoch warmgehalten werden.