Auf der ganzen Welt konsumieren über 30,5 Millionen Personen im Alter zwischen 15 und 64 regelmäßig illegale Drogen. Und etwa jeder dreißigste Erwachsene hat im letzten Jahr zumindest eine Droge zu sich genommen. Diese Statistiken zeigen, dass Drogenkonsum mittlerweile ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft ist und nicht nur kleinen Randgruppen zugeordnet werden darf.
Ein Joint nach der harten Arbeitswoche oder ein bisschen Speed beim Feiern im Club gelten für viele Menschen heutzutage als völlig legitim und alltäglich. Doch schnell kann der vermeintliche Spaß zu riskantem Konsumverhalten führen. Wo endet die Kontrolle und ab wann beginnt die Abhängigkeit? Wir erklären euch im Folgenden, woran man einen Drogenabhängigen erkennt und wie man als Angehöriger oder Freund reagieren sollte.
Die sechs Anzeichen einer Sucht
Die Grenzen zwischen gefährlichem Konsum und totaler Abhängigkeit sind fließend. Genau diagnostizieren, ob jemand tatsächlich abhängig ist oder „nur“ überdurchschnittlich oft mit Drogen in Kontakt tritt, kann im Endeffekt lediglich ein erfahrener Facharzt. Für Laien ist solch eine Diagnose aufgrund fehlender Kenntnisse schlichtweg nicht möglich.
Trotzdem dienen die folgenden sechs Anzeichen als eine allgemeine Richtschnur. Treffen drei der unten genannten Punkte zu, liegt in der Regel eine Suchterkrankung vor. Allerdings ist jeder einzelne der aufgeführten Warnhinweise ein deutliches Alarmsignal, weshalb bereits professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden sollte, auch wenn nur ein Punkt zutrifft.
- Starker Drang nach Konsum: Das deutlichste Anzeichen einer Suchterkrankung ist ein übermäßig starker Zwang, eine Substanz immer wieder zu konsumieren. So können Alkoholkranke an nichts anderes als an ihren nächsten Schluck denken, wohingegen Heroinabhängige nur noch die Gier nach ihrem nächsten Rausch im Kopf haben.
- Kontrollverlust: Ein zweites entscheidendes Zeichen einer Sucht ist die Unfähigkeit, seinen Konsum gezielt zu kontrollieren. Beispielsweise wird ein Alkoholiker kaum in der Lage sein, an einem legitimen Zeitpunkt mit dem Trinken aufzuhören oder die Menge des Konsums zu zügeln. Wenn zur Flasche gegriffen wird, dann meistens bis zum vollständigen Rauschzustand. Auch in unpassenden oder gefährlichen Situationen, wie auf der Arbeit oder beim Autofahren, kann nicht auf die Droge verzichtet werden.
- Anhaltender Konsum trotz Folgen: Aus der Unfähigkeit, den Konsum einer Droge gezielt zu kontrollieren, resultiert eine Unfähigkeit zur Abstinenz. Ein Abhängiger kann selbst dann nicht auf seine Drogen verzichten, wenn die Sucht bereits schwere gesundheitliche oder soziale Konsequenzen zur Folge hat. Trotz schwer beschädigter Leber, finanzieller Probleme oder der Trennung vom Partner wird der Konsum weitergeführt.
- Toleranzbildung: Bei regelmäßigem Konsum gewöhnt sich der menschliche Körper zunehmend an die Wirkungsweise der Droge. Um den gleichen Effekt zu erzielen und ihre Sucht zu stillen, brauchen suchtkranke Menschen mit der Zeit immer größere Mengen der Droge. Das Konsumverhalten ufert dementsprechend immer weiter aus.
- Entzugserscheinungen: Wird dem Körper nicht mehr die gewohnte Menge der Substanz zugeführt, kann es mitunter zu starken Entzugserscheinungen kommen. Vor allem bei harten Drogen äußern sich diese in körperlichen Beschwerden, wie etwa unkontrollierbarem Schwitzen, starken Gliederschmerzen, akuten Schlafstörungen oder sogar lebensbedrohlichen Kreislaufzusammenbrüchen. Verhältnismäßig harmlosere Drogen führen zu erhöhter Nervosität oder Aggressivität. Auch Halluzinationen oder Paranoia sind in diesem Zusammenhang aufzuführen.
- Vernachlässigung anderer Interessen: Wer in einer Sucht gefangen ist, vernachlässigt andere Interessen. Dadurch, dass ständig daran gedacht wird, wie man sich die nächste Dosis beschafft, bleibt kaum Zeit für Hobbys oder weitere Freizeitbeschäftigungen. Ebenso werden soziale Kontakte und das Privatleben vernachlässigt, was Probleme in Partnerschaft oder Familie provoziert. Selbst der Beruf rückt zunehmend in den Hintergrund, weshalb Suchtkranke nicht selten ihren Job verlieren. Die Droge wird mehr und mehr zum isolierten Lebensmittelpunkt.
Drei Tipps für Angehörige und Freunde
Nicht nur für den Suchtkranken selbst, sondern auch für seine Mitmenschen stellt die Abhängigkeit ein scheinbar unüberwindbares Problem dar. Viele Angehörige und Freunde befinden sich in einem schwierigen Dilemma: Sie wollen ihren Gegenüber nicht bloßstellen oder sich ungewollt in dessen Lebensstil einmischen, doch trotzdem sind sie sich bewusst, dass es so nicht weitergehen kann.
Feststeht, dass eine Drogensucht eine ernstzunehmende Erkrankung ist und demnach eine professionelle Behandlung erfordert. Viele abhängige Person verschweigen, verharmlosen oder bestreiten ihre Sucht, doch gerade dann müssen Bekannte eingreifen und sich um fachliche Beratung kümmern. Die folgenden drei Tipps zeigen auf, welche Dinge Bekannte beachten sollten.
Co-Abhängigkeit keine Chance geben
Co-Abhängigkeit bezeichnet das Verhalten einer dem Suchtkranken nahestehenden Person, die durch ihr Tun oder ihr Unterlassen die Sucht des Bekannten in gewisser Weise unterstützt und fördert. Beispiele dafür sind etwa Arbeitskollegen, die die Drogenabhängigkeit beim Chef vertuschen, oder Familienangehörige, die den Suchtmittelkonsum finanzieren. Auch Freunde, die den Konsum beim gemeinsamen Feiern legitimieren, machen sich indirekt zum Komplizen des Abhängigen.
Anstatt den Erkrankten langfristig zu helfen, unterstützt dieses Verhalten die Krankheit und trägt zu einer längeren Leidensdauer bei. Angehörige und Freunde sollten sich daher nichts vormachen: Suchtmittelabhängigkeit ist keine momentane Krise, die irgendwann von sich aus verschwindet. Ganz im Gegenteil gilt sie als anerkannte Krankheit mit der Notwendigkeit zur professionellen Hilfe, weshalb Co-Abhängigkeit keine Chance gegeben werden sollte.
Konsequent bleiben
Selbstverständlich bedeutet der obige Punkt nicht, dass man abhängige Personen fallenlassen und ihnen jegliche Hilfe verweigern sollte. Vielmehr sollte man den Betroffen verdeutlichen, dass sie selbst für ihre momentane Situation verantwortlich sind und dass sie sich dementsprechend selbst helfen müssen. Erst wenn die Suchtkranken von sich aus Verantwortung für ihr Verhalten übernehmen, kann sich ihre Lage bessern.
Aus diesem Grund sollten die dem Patienten nahestehenden Menschen konsequent bleiben und auf ihrem Standpunkt beruhen. Manchmal ist es wichtig, dass drogensüchtige Personen die Folgen ihres übermäßigen Konsumverhaltens am eigenen Leibe zu spüren bekommen. Angehörige und Freunde sollten keine Angst vor den möglichen Konsequenzen haben und ebensowenig einen Rückzieher machen: Angekündigte Maßnahmen, die im Endeffekt nicht in die Tat umgesetzt werden, werden sonst schnell zu leeren und wirkungslosen Drohungen.
Selbst Hilfe annehmen
Für die Familienmitglieder, Kollegen und Freunde des Betroffenen ist die Situation keineswegs leicht. Einen Menschen, der einem viel bedeutet, leiden zu sehen, führt auch für den Beobachter zu großem Leid. Viele Personen verzweifeln an dieser Problematik, brechen den Kontakt ab oder neigen selbst zu psychischen Beeinträchtigen.
Damit so etwas nicht passieren kann, ist es wichtig, sich keine Vorwürfe zu machen. Hin und wieder muss man auf sich selbst schauen und die Probleme anderer in den Hintergrund schieben: Zum Beispiel in Selbsthilfegruppen kann man sich mit Personen, die ähnliches erlebt haben, austauschen und gemeinsam eine wohltuende Zeit erleben. Wichtig ist, nicht die Hoffnung aufzugeben und stark zu bleiben.