Bei dem Gedanken, einen lieben pflegebedürftigen Angehörigen in eine stationäre Pflege zu geben, beschleicht viele ein ungutes Gefühl. Denn es ist weitreichend bekannt, dass sich nicht nur Senioren, sondern auch anderweitig pflegebedürftige Menschen, in ihren eigenen vier Wänden am sichersten und wohlsten fühlen. Doch die rund um die Uhr Pflege fordert ihren Tribut. Zahlreiche Familien kommen an die Grenzen ihrer Kräfte und holen sich daher Hilfe aus dem Ausland.
Unterstützung für die 24-Stunden-Pflege
Der Pflegenotstand ist hierzulande längst angekommen. Seit Jahren beklagt die Pflegebranche einen Fachkräftemangel. Dabei werden bereits rund sieben von zehn Pflegebedürftigen in Deutschland zuhause von ihren Angehörigen gepflegt. Um dieses Pensum zu schaffen, zieht fast jeder zehnte betroffene Haushalt eine Hilfskraft hinzu. Nicht selten stammt diese aus dem osteuropäischen Ausland, denn nur so können mittelständige Familie die hohen Kosten für die dringend benötigte Unterstützung decken. Diese Hilfskräfte leben mit den zu Pflegenden in einer Wohnung. Vielen Familien gelingt auf diese Weise der Spagat zwischen einer häuslichen 24-Stunden-Pflege und dem eigenen zu bewältigenden Alltag. Ihre polnische oder slowakische Haushaltskraft bzw. Pflegehilfe erhalten die Familien über Personalagenturen, die gemäß des Entsendegesetzes Mitarbeiter zeitweise nach Deutschland, Österreich oder Luxemburg schicken. Die Frauen oder Männer werden also nicht direkt bei den Pflegebedürftigen angestellt. Damit entfallen auch die Arbeitgeberpflichten für die Familien. Diese übernehmen die polnischen Arbeitgeber.
Potentiale nutzen, Hilfe annehmen
Die ausländischen Hilfskräfte verbleiben meist acht Wochen bei den Pflegebedürftigen. Danach gehen sie zurück in ihr Heimatland zu ihren Familien und eine neue Betreuung folgt. Vielfach handelt es sich jedoch nicht um ausgebildete Krankenschwestern oder Pflegefachkräfte, denn auch in Osteuropa herrscht unterdessen Fachkräftemangel. Hinzu kommt, dass diese Berufe in Polen ein Studium erfordern. Dennoch unterstützen die Hilfskräfte die Angehörigen tatkräftig im Haushalt und bei der Pflege. Vor allem Einkaufen, Reinigungsarbeiten, Arztbesuche, Hilfe bei der Körperpflege oder dem Wechseln von Windeln fallen in ihren Aufgabenbereich. Wundverbände wechseln, Katheter legen oder ähnliches dürfen die Hilfskräfte jedoch nicht. Da es sich nicht um Fachkräfte handelt, deren Berufsabschluss in Deutschland anerkannt ist bzw. die keinen Wohnsitz in Deutschland haben, zahlen die Pflegekassen keine Pflegesachleistungen, wohl aber das normale Pflegegeld. Unter Umständen kann eine polnische Hilfskraft im Rahmen der Haushaltsnahen Dienstleistungen steuerlich geltend gemacht werden. Genaue Auskünfte dazu gibt ein Steuerberater.
Voraussetzungen für die Beauftragung einer ausländischen Pflegedienstleistung
Polnische Hilfskräfte sprechen unterschiedlich gut Deutsch. Je besser diese die deutsche Sprache beherrschen, desto preisintensiver wird die Betreuung. Die osteuropäischen Pflegehilfskräfte benötigen ein eigenes Zimmer mit Bett sowie den Zugang zu einem Badezimmer. Gemäß ihrem Arbeitsvertrag ist ihre Arbeitszeit auf 40 Stunden in den Woche begrenzt.
Fazit: Aufgrund des Pflegenotstandes sowie aus Kostengründen ziehen immer mehr Haushalte mit Pflegebedürftigen Hilfskräfte zur Unterstützung hinzu. Sie werden im Rahmen einer Dienstleistung bei einer Agentur beauftragt, womit für die Familien die Arbeitgeberverpflichtungen entfallen.
Quelle:
bundesgesundheitsministerium.de : Zahlen und Fakten zur Pflegeversicherung