Glaubt man Arbeitsmarktexperten, dann ist in Deutschland und anderen Industrieländern ein Krieg im Gange – wenn auch ein unblutiger: der „War for Talents“, der Kampf der Unternehmen um hochqualifizierte junge Arbeitskräfte. Der Konkurrenzdruck wird auch wegen der demografischen Entwicklung in den kommenden Jahrzehnten weiter zunehmen. Firmen müssen darauf reagieren und für Fachkräfte attraktiv sein.
Ein hohes Gehalt reicht nicht mehr
Gutes Einkommen, ein schicker Dienstwagen, ein geräumiges Büro? Schön und gut. Aber das reicht heute nicht mehr, um begehrte Fachkräfte ins Unternehmen zu locken, wissen etwa die Experten des Finanzdienstleisters tecis. Die Firma ist Teil von Swiss Life Deutschland, 2019 wurde tecis zum wiederholten Male als einer der „Top Employers Deutschland“ ausgezeichnet.
Die HR-Fachleute von tecis wissen also, was Unternehmen heute leisten müssen, um im „War for Talents“ zu bestehen: Kinderbetreuung, Gesundheitsprogramme, Weiterbildungsmöglichkeiten – das sind nur einige der Maßnahmen, die dazugehören.
Flexible Arbeitszeitmodelle heute unerlässlich
Eine Studie des internationalen Wirtschaftsprüfungsunternehmens Deloitte nennt als Hauptkriterien für eine erfolgreiche Fachkräftewerbung: sinnstiftende Arbeitsinhalte, individuelle Laufbahnmöglichkeiten, eine exzellente Führungskultur, attraktive Vergütungssysteme und vor allem bedürfnisorientierte Arbeitszeitmodelle. Mitarbeiterzufriedenheit, wie Experten das etwas sperrig nennen, resultiert mehr und mehr aus einer ausgewogenen Work-Life-Balance. Arbeitsbedingungen, die den einzelnen Mitarbeitern ausreichend Raum zur Entfaltung lassen, sowohl beruflich als auch im privaten Bereich. Das funktioniert nur mit flexiblen Arbeitszeiten und -orten.
Beschäftigte zunehmend vom Pendeln genervt
Eine internationale Umfrage der International Workplace Group (IWG) von 2019 bestätigt diesen über Ländergrenzen hinausgehenden Trend. Demnach bevorzugen 85 Prozent der Arbeitnehmer eine Anstellung mit flexiblen Arbeitsmöglichkeiten. Rund 40 Prozent bezeichnen das Pendeln zum und vom Job als „schlimmsten Teil des Tages“. 22 Prozent geben an, aufgrund von Verkehrsstörungen häufig zu spät zur Arbeit zu kommen.
Viele Unternehmen geben an, schon auf die sich verändernden Ansprüche reagiert zu haben: Flexible Arbeitslösungen sind bei bereits 77 Prozent der Firmen möglich. Ein fast ebenso hoher Prozentsatz (71 Prozent) verspricht sich davon einen Vorteil bei der Anwerbung neuer Mitarbeiter.
Flexibilität gibt Gesamtwirtschaft einen Schub
Zeitlich flexibel, örtlich ungebunden zwischen festem Arbeitsplatz und Homeoffice, individuelle Möglichkeiten für Karriere und Weiterbildung – diese Art des Arbeitens trägt wesentlich zu einer guten Work-Life-Balance bei. Die Bedingungen dafür zu schaffen hilft nicht nur, die Fachkräfte von heute und morgen ins Unternehmen zu lotsen: Prognosen von Wirtschaftsexperten sagen voraus, dass flexible Arbeitsmodelle auch die weltweite Wirtschaftsleistung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten enorm ankurbeln werden.
Allein durch den Wegfall des täglichen Pendelns ließen sich global gesehen bis 2030 rund 3,5 Milliarden Stunden sinnloser Zeitverschwendung eingespart werden, die für kreative und produktive Tätigkeiten genutzt werden können, glauben Wirtschafts- und Mobilitätsforscher. Alles in allem wird der Mehrwert für die Weltwirtschaft auf eine Summe von mehr als zehn Billionen US-Dollar beziffert. Grund genug für ein Umdenken in der Organisation des Arbeitslebens.