In der Regel werden Kredite hierzulande in Euro an Sie als Bankkunde ausgereicht. Eine Tatsache, an der kaum einer der Kreditnehmer Anstoß nehmen wird. Dass sich inzwischen Alternativen ergeben, mit denen sich unter Umständen auf eher ungewöhnliche Weise Geld sparen lässt, ist dagegen weitgehend unbekannt. Die Rede ist von sogenannten Fremdwährungskrediten.
Obwohl als Finanzierungsinstrument eigentlich nicht neu, hat es im Privatkundengeschäft erst vor einigen Jahren Einzug gehalten und ist kein Standardprodukt der meisten Banken. Bis dahin waren Fremdwährungsdarlehen im Wesentlichen auf den Geschäftskundenbereich bzw. B2B-Kontakte beschränkt. Worin besteht das Wesen eines Fremdwährungskredites?
Wie der Name bereits vermuten lässt, schließen Sie mit dem Fremdwährungskredit keine Finanzierung in Euro ab. Stattdessen erhalten Sie den Kredit in einer anderen Währung – etwa Franken, Dollar oder Pfund.
Niedrigere Zinsen und sinkende Darlehensschuld
Warum sollte sich für Sie die Ausreichung eines Darlehens als Fremdwährungskredit lohnen. Brauchen Sie 100.000 Euro – beispielsweise für ihren Traum vom Eigenheim – und rechnen diese Summe in US-Dollar um, bleiben es immer noch 100.000 Euro. Falsch! Kern der Fremdwährungsdarlehen ist letztlich eine Wette auf günstigere Kondition, die sich im Verlauf der Tilgungsphase ergeben können.
Ein einfaches Beispiel soll diesen Zusammenhang verdeutlichen. Hätten Sie Anfang Juli 2010 Darlehen im Gegenwert von 100.000 Euro in US-Dollar aufgenommen, hätte dies rund 120.000 Dollar entsprochen. Für die Tilgung dieser Summe hätten Sie Anfang Juli 2011 nur rund 83.300 Euro aufwenden müssen. Ursache dieser – für Sie günstigen Differenz – sind allein die Veränderungen der Wechselkurse zwischen den Währungen.
Denn den Fremdwährungskredit nehmen Sie nicht nur in der Währung auf, er muss in dieser getilgt werden. Hinzu kommt ein weiterer Pluspunkt. Verglichen mit den Zinsen für Darlehen in Euro sind die Fremdwährungsdarlehen oft günstiger. Die Ursache hierfür liegt im Referenzzins, an den die Darlehen gekoppelt werden. Anders als im Euroraum ist dies nicht der EURIBOR, sondern der LIBOR. Selbst mit den Aufschlägen der Banken bleiben die Zinssätze bei günstiger Marktlage niedrig. Mit dem Fremdwährungskredit können Sie zumindest auf dem Papier erhebliche Einsparungen realisieren.
Fremdwährungskredit birgt Risiken
Was auf der einen Seite für den Fremdwährungskredit zum Vorteil wird, kann sich auch in die andere Richtung entwickeln. Angenommen, Sie nehmen wieder unser Darlehen aus dem Beispiel (120.000 Dollar) auf – zu einem Wechselkurs von 1,45 US-Dollar. In Euro entspräche dies rund 82.768 Euro. Getilgt werden die 120.000 US-Dollar zu einem Kurs von 1,23 Dollar je Euro. Die Belastung verändert sich zu ihren Ungunsten, Sie müssen 97.560 Euro tilgen.
Darüber hinaus wird die Verzinsung mitunter variabel gehalten und nicht festgeschrieben. Das Risiko, über die Jahre mit hohen Zinsen belastet zu werden, ist durchaus real. Hinzu kann ein weiteres Problem kommen. Immer wieder reichen Banken Fremdwährungskredite als endfällige Darlehen aus. Hier tilgen Sie am Ende in einer Summe, müssen aber über die gesamte Laufzeit auch das volle Kapital verzinsen. Anpassungen der Referenzzinssätze fallen also doppelt ins Gewicht. Annuitätendarlehen reduzieren im Gegensatz die Zinslast mit jeder Rate.
Vorteile des Fremdwährungskredites:
- niedrige Zinsen durch Bindung an LIBOR-Sätze
- Wechselkursvorteile bei Abwertung der Kreditwährung gegenüber dem Euro
Nachteile des Fremdwährungskredites:
- variabler Zinssatz und Wechselkursrisiko (es droht das Risiko, Geld nachschießen zu müssen)
- umfangreiche Sicherheiten erforderlich
- bei starken Wechselkursschwankungen droht möglicherweise Zwangsumtausch
- oft Kopplung an Sparverträge für die endfällige Tilgung
Rahmenbedingungen im Auge behalten
Interessieren Sie sich als Kreditnehmer für einen Fremdwährungskredit, spekulieren Sie auf einen straken Euro und niedrige Referenzzinsen. Eine Wette, die auch Banken bewusst ist. Die Entscheidung zur Ausreichung des Darlehens ist daher oft an sehr umfassende Sicherheiten geknüpft, die über jene für Euro-Darlehen hinausgehen. Erschwerend kommt mitunter hinzu, dass Banken bei Verschlechterungen der Kurse zusätzliche Sicherheiten verlangen oder gar auf die Umwandlung der Kredite in Euro setzen. Letztere kann aufgrund der Kreditkonditionen unter Umständen sogar zwangsweise durchgesetzt werden, wenn die Aufwertung der Kreditwährung eine festgelegte Grenze erreicht.
Fazit: Fremdwährungskredite sind ein zweischneidiges Schwert. Einerseits locken hohe Sparpotenziale, auf der anderen Seite können sie zur Kostenfalle werden. Speziell langfristige Laufzeiten enthalten ein hohes Maß an Unsicherheit für Laien und sind schlecht zu kalkulieren. Und gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Unsicherheit am Geldmarkt kommt eine weitere unkalkulierbare Größe hinzu.