In wenigen Monaten jährt wieder der bange Blick vieler Verbraucher auf ihre jährliche Heizkostenabrechnung, die in so manchen Haushalten wieder für Verstimmung sorgen wird. Denn schont seit längerem werden Verbraucherschützer nicht müde, die Energiewirtschaft für ihre konsumfeindliche Preispolitik an den Pranger zu stellen, in der sinkende Rohöl- und Erdgaspreise nur unzureichend in den Tarifen eingepreist werden. So gehen Preisnachlässe auch an Ihnen vorbei.
Doch: Sie halten das einzige aber wichtige Druckmittel für die Branche in Ihrer Hand: Die Energiekosten durch Sparmaßnahmen und konsequenten Anbieterwechsel zu senken und dauerhaft möglichst niedrig zu halten. Was können Sie tun, um der Energiebranche ein Schnippchen zu schlagen?
Preissenkungen kommen beim Verbraucher nicht an
Sie als Gasverbraucher haben den Schlüssel in der Hand, um den Energiekonzernen dauerhaft wirksam Einhalt zu gebieten. Denn sie geben die seit Jahren schon fallenden Erdgaspreise nur unzureichend an jeden zweiten bundesdeutschen Haushalt weiter, der statistisch gesehen mit Gas heizt.
So profitieren die Konzerne von der gewaltigen Nachfrage deutscher Verbraucher: Zahlten im April 2010 Haushaltskunden bei einem Vertragswechsel noch 5,94 Cents pro Kilowattstunde, waren es 2015 bereits 6,68 Cents. Dagegen sind laut einer Statistik der Kohlenwirtschaft e.V. etwa die Industrie-Preise für Erdgas zwischen 2012 und 2015 stetig von 318 Euro je Tonne Steinkohleeinheit auf 258 Euro gesunken.
Dennoch: Nur vergleichsweise bescheiden ist der Gaspreis nach unten korrigiert worden, der Verbraucher zahlt weiterhin zu viel.
Als Gründe für die zögerliche Ein-Preisung ziehen die Konzerne vor allem
- ihre Zwänge bei der Einhaltung langfristiger Verträge mit den Exportstaaten
- höhere Nutzungsentgelte
- sinkende Energie-Nachfrage der Haushalte
heran.
Die Branche bestätigt damit den seit wenigen Jahren fallenden Gas-Bedarf, nicht zuletzt dank eines wachsenden Sparbewusstseins der Haushalte. So beginnen sich die Sparmaßnahmen von Ihnen und vieler anderer Verbraucher auszuzahlen und ihre Wirkung bei den Versorgern zu hinterlassen.
Zunehmende Wechselbereitschaft drückt auf den Verbraucherpreis
Das Problem bislang dabei: Hatten preis- und konsumbewusste Gaskonsumenten bislang nur mit dafür gesorgt, dass die Gaspreise nicht fallen, so bedarf es weiterer Sparanstrengungen, genügend Druck aufzubauen, damit sich an der Gas- und Heizölpreisfront wirklich etwas tut.
So nehmen Verbraucher trotz einer immer noch landläufig irreführenden Ansicht, ein Anbieterwechsel erfordere höheren bürokratischen Aufwand, die Dienste einer der vielen Vergleichsportale im Netz in Anspruch – und das mit wachsender Begeisterung.
So ist aus dem klassischen deutschen Wechselmuffel der früheren Jahre mittlerweile ein moderner, mündiger Verbraucher wie Sie geworden, der nicht mehr scheut, seinen Gasversorger zu wechseln.
So müssen heute lediglich in einem der Verbraucher-Vergleichsportale die Tarife verglichen, ein neuer Anbieter gesucht und abschließend ein Wechselantrag gestellt werden – und da alles online. Den Rest übernimmt der neue Gasanbieter, der die Altverträge kündigt und die Ummeldung in Eigenregie regelt.
Selbst das Bundeskartellamt nimmt in seinem Monitoringbericht 2016 mittlerweile kein Blatt mehr vor den Mund und ermutigt den Gaskunden, sich auf einen Wechsel einzulassen, und dadurch indirekt Einfluss und Teilhabe im Wettbewerb unter den knapp 1.000 Gasversorgern in Deutschland zu erringen.
Preisvergleiche und Anbieterwechsel lohnen
Voraussetzung für einen sicheren Wechsel Ihres Energieanbieters ist ein gründlicher Preisvergleich, wie die Verbraucherzentrale empfiehlt. Dabei sind Tarifrechner im Internet ein praktisches Hilfsmittel und für den liberalisierten Energiemarkt von großer Bedeutung, denn sie ermöglichen Ihnen einen schnellen Preisvergleich.
Tarifvergleiche machen vor allem vor dem Hintergrund Sinn, dass gerade in der bevorstehenden Heizperiode die Gaspreise für private Verbraucher starken Schwankungen unterliegen. So kann ein Gasvergleich und ein anschließender Wechsel zu einem günstigeren Versorger Ihre Haushaltsausgaben, je nach Wohnort, um mehrere hundert Euro im Jahr senken, wie verivox.de.informiert.
Mehr noch: Computerbild spricht unter Berufung auf eine von n-tv beauftragte Studie des Deutschen Instituts für Service-Qualität (DISQ) gar von bis zu 1.000 Euro Ersparnis, die bei einem neuen Tarif an Einsparpotential möglich sind.
So sollten Insbesondere Verbraucher, die einen Standardtarif des örtlichen Grundversorgers nutzen, Tarife vergleichen. Und wer generell bei seinem Erdgas-Anbieter in diesem Jahr kein Preisrückgang beim Erdgas feststellt, sollte vor einem Wechsel nicht zögern.
Tarif-Tipps
Hier sollten Sie vor allem diejenigen Tarife in Betracht ziehen, die idealerweise über
- eine Mindest-Preisgarantie von einem Jahr
- ein Sonderkündigungsrecht bei Preiserhöhungen
- eine maximale Laufzeit von einem Jahr
- eine monatliche Abschlags-Zahlungsweise
verfügen.
Darüber hinaus kann ein zusätzlicher Wechselbonus den Tarif nur noch aufwerten und einen Wechsel nahelegen.
Dabei sollten Sie jedoch unbedingt auf das Kleingedruckte achten. Denn häufig verknüpfen Gasanbieter die Zahlung eines Neukundenbonus an Bedingungen, meist mit dem gleichzeitigen Abschluss eines längerfristigen Versorgungsvertrags – seltener auch mit einer Mindestabnahmemenge oder bestimmten Zahlungsweise wie Vorauszahlung.
Wichtig: Wird der Versorger insolvent, hat der Kunde bei vorauszahlender Zahlungsweise keine rechtliche Handhabe, das Geld zurückerstattet zu bekommen.
Zudem raten Experten von Pauschalpaketen dringend ab. Dahinter steckt eine Mindestabnahme in Form einer vorab zu kaufenden Gasmenge, die dann nach und nach aufgebraucht wird.
Die Nachteile solcher Vorab-Pauschalpakete liegen in
- letztlich höheren Gaskosten, wenn über den vereinbarten Zeitraum doch weniger verbraucht werden sollte
- fehlenden Spar-Anreizen
- wesentlich höherem Preis bei Überschreiten der vereinbarten Verbrauchsmenge. Hier droht der Verbraucher schnell, in einen anderen, wesentlich teureren Tarif zu rutschen.
Wo Sie noch Gas sparen können
Neben einem Gasanbieterwechsel können zusätzliche Verhaltensänderungen im Alltag dazu beitragen, neue Spartöpfe aufzumachen.
So sollten Sie ihre Heizungsanlage einmal im Jahr warten lassen. Eine jährliche Inspektion bietet die beste Voraussetzung dafür, dass Ihre Anlage effizient arbeitet und nicht unnötig viel Gas verbraucht wird.
Außerdem sollten Sie bei längerer Abwesenheit, etwa einem Urlaub, die Gasheizung drosseln oder ganz ausschalten. Gleiches zahlt sich auch für Berufstätige aus, die regelmäßig den Tag über im Büro verbringen. Auch kann das Löschen der Zündflamme des Gaswasserheizers bei Abwesenheit zu Energie-Einspareffekten beitragen.
Ein Verzicht auf allzu häufige, heiße Vollbäder zu Gunsten von Duschgängen hilft nicht nur Wasser, sondern Energiekosten einzusparen. So werden beim Duschen lediglich durchschnittlich 35 Liter Warmwasser verbraucht, beim Baden sind es dagegen zwischen 80 und 150 Liter Wasser.
Jeder Temperaturgrad im Raum mehr kostet rund sechs Prozent Energie. Temperaturen von maximal 22 Grad reichen für eine Wohlfühlatmosphäre im Wohn- und Badbereich absolut aus. Dagegen kann es in Küche, Flur und insbesondere Schlafzimmer kühler sein. Hier genügen schon 18 Grad, um angenehm durch den Winter zu kommen. Zusätzliche warme Kleidung im Winter sorgt nicht nur für ein Plus an Behaglichkeit, sondern hilft obendrein, Gas zu sparen.
Ein mehrmaliges Stoßlüften am Tag bei weit geöffnetem Fenster sollten Sie für maximal zehn Minuten zu Ihrer festen Gewohnheit machen. Danach hat sich die Luft komplett ausgetauscht, das Fenster kann wieder geschlossen werden. Denn ist das Fenster dagegen ständig gekippt, erfolgt der Luftaustausch langsamer und gleichzeitig kühlen Möbel und Wände aus. Sie benötigen dann in Folge vergleichsweise mehr Energie, um die Wohnung wieder auf die gewünschte Temperatur zu bringen.
Zum Schluss empfiehlt sich, die Heizkörper nicht mit Möbeln zuzustellen oder sie mit Gardinen zu verhängen. Auch verhindert eine Isolierung hinter dem Heizkörper wie etwa eine an die Wand geklebte Alufolie, dass zu viel Wärme an das Mauerwerk abgestrahlt wird.