Die Bundesrepublik ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie man die Schuldenkrise meistert – und scheinbar sogar gestärkt aus den Turbulenzen hervorgeht. Keine Frage: Deutscher Fleiß und der gute Ruf deutscher Wertarbeit schmücken den Außenhandel bereits seit Jahren. Allerdings wird die Wirtschaftskraft auch mit einem wachsenden Niedriglohnsektor erkauft. Angaben der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) zufolge ist etwa ein Viertel deutscher Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor beschäftigt. Im Klartext: Beschäftigte verdienen weniger als 9,54 Euro pro Stunde.
Die Folgen spüren Betroffene nicht nur jetzt. Auch in Zukunft dürfte sie das Lohngefälle in Deutschland begleiten – in Form der Altersarmut. Eine Lösung ist die Vorsorge in Eigenregie. Allerdings stellt sich die Frage, wie private Altersvorsorge im Alltag aussehen kann. Oder besser muss. Einfach Geld ins Kopfkissen einnähen ist der falsche Weg. Haben Sie die finanzielle Sicherheit nach dem Eintritt in den Ruhestand im Auge, müssen Sie richtig sparen. Andernfalls kann es passieren, dass unterm Strich kein Plus – sondern ein Minus steht.
Die drei Säulen der Altersvorsorge
Beim Thema Altersvorsorge bemühen Experten gern das 3-Säulen-Modell. Ihre gesetzliche Rentenversicherung, die Altersversorgung der Landwirte oder die Künstlersozialversicherung fallen in die 1. Säule (die gesetzliche Vorsorge). Zur zweiten Säule der Altersvorsorge gehört unter anderem die bAV (betriebliche Altersvorsorge), es handelt sich um eine Ergänzung der 1. Säule.
Die reine Privatvorsorge fällt dagegen in die Säule 3. Hier sind unter anderem:
- Riester- und Rürup-Rente
- Sparpläne
- Wertpapiere wie Aktien
- Lebensversicherungen
- private Rentenversicherungen
- Immobilien
- Kunst und andere Sachwerte
- sowie alle übrigen Vermögenswerte
zu finden.
Und um genau diese dritte Säule geht es. Wer hier für den Ruhestand sparen will, muss mehrere Aspekte berücksichtigen.
Was zählt für die Altersvorsorge?
Grundsätzlich wünschen sich Verbraucher (und damit wahrscheinlich auch Sie) eine Altersvorsorge, die sicher ist und mit der Sie sich im Alter den einen oder anderen Wunsch erfüllen können. Genau hier beginnen allerdings die Probleme. Der Grund: Jede Geldanlage – egal, um was es sich dabei handelt – ist mit einem gewissen Risiko ausgestattet. Wie hoch dieses ausfällt, ist allerdings unterschiedlich. Suchen Sie nach einer hohen Rendite, kommen Sie um ein teils erhebliches Ausfallrisiko nicht herum. Sicherheit kostet aber ebenfalls Geld – in Form einer niedrigen Rendite.
Aber: Da das Kapital in Zukunft Ihren Eintritt in den Ruhestand sichern soll, ist der Sicherheitsaspekt besonders wichtig. Es kommt immer darauf an, eine Balance herzustellen, die dem eigentlichen Anlageziel gereicht wird.
Riester- und Rürup-Rente – mit staatlicher Förderung in den Ruhestand
Klassische Optionen der privaten Altersvorsorge sind die Riester- und Rürup-Rente. Beide Modelle haben ihren Wurzeln beim Gesetzgeber, der erst die juristischen Rahmenbedingungen zementiert hat. Obwohl meist in einem Atemzug genannt, müssen beide Varianten der privaten Altersvorsorge strikt getrennt werden.
- Riester-Rente: Die Riester-Rente ist im Wesentlichen für Sparer von Vorteil, die bereits eine Basisabsicherung betreiben – zum Beispiel durch die gesetzliche Rente. Der besondere Vorteil liegt in der staatlichen Förderung über Zulagen, die pro Person bei 154 Euro liegen und pro Kind um maximal 300 Euro pro Jahr aufgestockt werden. Zudem erhalten Berufseinsteiger einen Bonus. Um die Zulagen in voller Höhe in Anspruch nehmen zu können, ist ein Eingenbetrag in Höhe von vier Prozent des rentenversicherungspflichtigen Einkommens zu leisten (mindestens der Sockelbeitrag). Zusätzlich haben die Beiträge im Rahmen eines Sonderausgabenabzugs steuermindernde Wirkung.
Allerdings hat die Riester-Rente auch Nachteile. Dazu gehört die Tatsache, dass Zulagen bei schädlicher Verwendung zurückzuzahlen sind. Ebenfalls kritisiert wurden in der Vergangenheit viele Anbieter diverser Riester-Modelle. Hintergrund waren hohe Abschlusskosten und Rentenkalkulationen zum Nachteil der Altersvorsorge-Sparer.
- Die Rürup-Rente fällt zwar in den Bereich der privaten Altersvorsorge, wird aufgrund ihrer Ausgestaltung aber häufig mit der gesetzlichen Rente auf eine Stufe gestellt. Hintergrund: Es handelt sich hier um ein Vorsorgemodell für jene Verbraucher, die bisher nicht fürs Alter sparen (etwa aufgrund der Versicherungsfreiheit). Diese Tatsache macht die Rürup-Rente unter anderem für Selbständige interessant. Die Förderung besteht hier vor allem in steuerlichen Vergünstigungen. Als Sparer können bis zu 20.000 Euro steuermindernd geltend gemacht werden (bis 2025 gilt eine Übergangsphase, erst ab diesem Zeitpunkt gelten volle 100 Prozent).
Aber auch hier sind erhebliche Hürden in der Auszahlungsphase, die nachgelagerte Besteuerung und Schwierigkeiten bezüglich einer Vergleichbarkeit verschiedener Anbieter Minuspunkte. Hinzu kommt das Problem, dass bei nicht erwartungsgemäßer Entwicklung des Portfolios massiv an Kaufkraft verloren geht – wenn nur die eingezahlten Beiträge ausgezahlt werden.
Hinweis: Anders als in der gesetzlichen Rentenversicherung, in der durch die Witwenrenten Ansprüche zwischen Ehepartnern bei Tod übertragen werden können, ist dies für die Rürup-Rente nicht und die Riester-Rente nur eingeschränkt vorgesehen.
Kapitallebens- und private Rentenversicherung
Sparverträge nach dem Muster der kapitalbildenden Lebensversicherung waren über Jahre bei deutschen Sparern beliebt. Das Problem: Im Zuge stetiger Zinssenkungen durch die Zentralbanken und dem Streichen steuerlicher Vorteile haben diese Instrumente an Anziehungskraft verloren. Darüber hinaus besteht das Risiko, am gewünschten Erfolg „vorbeizusparen“.
Bei Kapitallebens- und private Rentenversicherung handelt es sich in der Regel um Verträge in der privaten Altersvorsorge mit 20 oder 30 Jahren Laufzeit. Finanzielle Engpässe oder andere persönliche Veränderungen führen dazu, dass Schätzungen zufolge in der Praxis nur jeder zweite Vertrag bis zum Ablauf der Laufzeit durchgehalten wird.
Sparpläne, Sparbücher und Co.
Langfristig angelegtes Kapital hat einen Vorteil – Sie müssen sich nicht mehr darum kümmern. Allerdings geben Sie hier auch Flexibilität auf und können auch Veränderungen nicht mehr reagieren. Im Fall der Lebensversicherungen kommt Sie dies -durch einen niedrigen Rückkaufswert – teuer zu stehen. Wer dagegen die volle Kontrolle behalten will und den Versprechen der Berater nicht glaubt, muss sich selbst um die Finanzen kümmern.
Einlagen in Sparkonten, Sparpläne usw. sind vor dem Hintergrund der gesetzlichen Einlagensicherung durchaus nicht uninteressant. Vor dem Hintergrund des aktuellen Zinsniveaus sollte diese Option nur kurzfristig in Betracht gezogen werden, da die Guthabenzinsen oft hinter der Inflation zurückbleiben – es zu einem Realverlust kommt. Aber: Diverse Sparpläne können sich rechnen, wenn die Rendite durch Bonuszahlungen langfristig deutlich wächst.
Tipp: Achten Sie bei Spareinlagen immer darauf, über der Teuerungsrate zu liegen – und schrecken auch vor Umschichtungen im Altersvorsorge-Portfolio nicht zurück.
Aktien, Investmentfonds und Zertifikate sind klassische, über die Börse gehandelte Wertpapiere. Deren Eignung für die private Altersvorsorge müssen Sie kritisch betrachten. Der Grund: Börsennotierte Wertpapiere unterliegen Kursschwankungen – in teils erheblichem Ausmaß. Sichern Sie sich zuerst eine Basisabsicherung, bevor Sie entsprechend riskante (aber renditestärkere) Optionen in Erwägung ziehen.
Sachwerte – Altersvorsorge zum Anfassen
Immobilien, Kunst, Gold(münzen), Schmuck oder Autoklassiker – es gibt viele Wege einer Vermögensbildung über Sachwerte. Gerade das Eigenheim kann in der Altersvorsorge eine Rolle spielen. Befreit es doch von Mietzahlungen. Dennoch muss Ihnen klar sein, dass auch hier zusätzliche Kosten entstehen – etwa durch Sanierungen und Reparaturen. Sind Sachwerte für Sie potenziell von Interesse, investieren Sie nur dort, wo das Verständnis für den Markt und dessen Spielregeln vorhanden ist. Und nutzen Sie dafür nur Kapital, wenn die Basisvorsorge auf sicheren Füßen steht.
Fazit
Beim Thema private Altersvorsorge führen viele Wege nach Rom. Wichtig sollte Ihnen allerdings sein, dass die Sicherheit im Vordergrund steht. Zuerst muss der finanzielle Bedarf – also alles, was zur unbedingten Lebenshaltung gehört – gedeckt sein. Erst dann kann daran gedacht werden, nach mehr Rendite zu suchen. Beim Sparen fürs Alter ist weniger der risikofreudige Anleger gefragt – sondern der kühle Rechner.