So funktionieren Blindenleitsysteme

Im Jahr 1967 wurde ein Meilenstein für die Barrierefreiheit erreicht: In Japan wurde ein Bodenbelag entwickelt, mit dessen Hilfe sich Blinde fortan besser orientieren konnten. Dieses System wurde in den frühen 1980er Jahren nach Deutschland gebracht. Seither wurde es weiterentwickelt und optimiert. Mittlerweile sind Blindenleitsysteme in vielen deutschen Städten zu finden.

Wie funktionieren Blindenleitsysteme?

Blinde orientieren sich im Alltag mit einem sogenannten Langstock. Dabei handelt es sich um ein Hilfsmittel, mit dem Hindernisse oder Unebenheiten im Boden ertastet werden können.

Blindenleitsysteme sind Platten, die in den Gehweg integriert sind. Sie heben sich jedoch durch ihre Beschaffenheit und Farbe vom normalen Bodenbelag hervor. Meist sind Blindenleitsysteme, die auch als Leitliniensysteme bezeichnet werden, weiß, damit sie einen starken Kontrast zum dunklen Gehweg bilden. So können sich auch sehbehinderte Menschen visuell an ihnen orientieren.

Für blinde Menschen sind vor allem die taktilen Eigenschaften der Leitsysteme relevant. Mit den Füßen oder dem Langstock können sie den Unterschied zwischen den Leitlinienplatten und dem normalen Gehweg ertasten. Außerdem entsteht ein anderes Geräusch, wenn die Spitze des Langstocks über die Noppen oder Rippen fährt. So können auch die akustischen Differenzen zum Gehweg als Orientierungshilfe genutzt werden. Wenn ein Ladengeschäft solche Leitsysteme verwendet, dann tut er es seinen blinden Kunden leichter sich zu orientieren. Spürt ein Blinder auch den Unterschied zwischen einem Vorhang und einem Fenster in der Sonne.

Unterschiedliche Platten für verschiedene Zwecke

Blindenleitsysteme werden in zwei wesentliche Strukturen unterteilt: Noppen und Rippen. Dabei handelt es sich um fühlbare Erhöhungen, die regelmäßig angeordnet sind. Je nachdem, was das Leitliniensystem anzeigen soll, werden die verschiedenen Strukturen eingesetzt.

Noppen weisen auf eine mögliche Gefahr oder einen wichtigen Punkt hin. Daher werden sie als Aufmerksamkeitsfelder, Abzweigefelder und Auffindestreifen verwendet. Sie sind beispielsweise an Treppen oder vor Hindernissen zu finden.

Rippen dienen der allgemeinen Orientierung beim Gehen. Sie sind als Leitstreifen, Richtungsfelder oder Einstiegsfelder zu finden. Außerdem kennzeichnen sie Straßenübergänge oder Eingänge von öffentlichen Gebäuden.

Wo sind Blindenleitsysteme zu finden?

Die 2000 eingeführte Industrienorm für Bodenindikatoren (DIN 32 984) wurde zuletzt 2011 überarbeitet. Grund dafür war die Veränderung der Langstockspitzen, welche sich von kleinen Spitzen zu großen Kugeln entwickelt hatten. Die Norm legt fest, wie das Blindenleitsystem in verschiedenen Umgebungen aufgebaut sein muss.

Bodenindikatoren im öffentlichen Raum

Blindenleitsysteme helfen blinden und sehbehinderten Personen im alltäglichen Leben. Sie sind oft an großen, öffentlichen Plätzen zu finden und erleichtern die Orientierung an überfüllten Orten. In der lauten Umgebung sind die fühlbaren Bodenmarkierungen eine wichtige Orientierungshilfe. Das sollte auch bei jedem Großevent beachtet werden.

In vielen Städten kennzeichnen die Bodenindikatoren den Eingang zu öffentlichen Gebäuden oder Ämtern. Zum Blindenleitsystem gehört auch die Kennzeichnung von Aufzügen und Treppen. Diese Hindernisse müssen kontrastreich und taktil als mögliche Unfallgefahr gekennzeichnet werden. Außerdem sollten Aufzüge zusätzlich in Brailleschrift beschriftet sein, um eine optimale Barrierefreiheit zu bieten.

Besonders wichtig sind die Leitliniensysteme an Straßenübergängen. Sie kennzeichnen sichere Überquerungsmöglichkeiten, die meist mit einer blindengerechten Ampel versehen sind. Diese signalisieren Grünphasen mit Vibration und einem akustischen Signal. Erhältlich sind solche Systeme zum Beispiel auf tactile-indicators.com.

Blindenleitsysteme im Personennahverkehr

Damit sich blinde Menschen im öffentlichen Personennahverkehr sicher und selbstständig bewegen können, sind Bahnhöfe und Haltestellen mit Leitliniensystemen ausgestattet.

In Bahnhöfen helfen die Bodenindikatoren, Bahnsteige und Einstiegspunkte zu finden. Außerdem kennzeichnen sie den notwendigen Sicherheitsabstand, der zu den Gleisen eingehalten werden muss. Die richtige Bodenindikatorstruktur ist bei der Kennzeichnung von Gleisen sehr wichtig, um Unfälle zu verhindern.

An Haltestellen markieren sogenannte Einstiegsfelder die Stellen, an welchen der Einstieg zu finden ist. Auch dort ist der Sicherheitsabstand zur Straße oder den Bahnschienen gekennzeichnet, um Unfällen vorzubeugen. In immer mehr Städten werden Bus- und Bahnhaltestellen mit digitalen Anzeigetafeln versehen. An diesen sind Taster angebracht, die bei Berührung die Anzeigentexte vorlesen.

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